Tanzanian Students at Mekomariro Secondary School

Kann man einen Computerraum für weniger als 1500€ einrichten? Ja!

Ausgangssituation

Einen Computerraum einzurichten, kann schnell sehr teuer werden. Computer, Monitore, Tastaturen, Kabel, Switche, usw. müssen gekauft werden, um später einen zuverlässigen Computerraum zu haben, der gern genutzt wird. Gerade kleine Schulen und Vereine, welche nur über kleine Budgets verfügen, sind in dieser Hinsicht kaum oder nur schlecht ausgestattet. Auch in Entwicklungsländern und weniger wohlhabenden Teilen der Welt (es ist der größere Teil!) teilen sich statistisch gesehen oft mehrere hundert Schüler einen einzigen Computer – wenn überhaupt. Deshalb möchte ich heute eine Idee vorstellen, wie man einen kompletten Computerraum für verhältnismäßig wenig Geld einrichten kann.

Anforderungen an den Computerraum

Damit ein Computerraum auch von allen genutzt wird, müssen die technischen Hürden sehr gering sein. Auf der anderen Seite, muss sich das System an sich einfach verwalten lassen, ohne das man dafür mehrere Stunden / Woche aufwenden muss.

Aus meiner Sicht sollten folgende (minimale) Anforderungen erfüllt sein:

  • einfach zu benutzen
  • schnell einen Soll-Zustand herstellen können
  • kurze Startzeiten
  • verlässliche Infrastruktur
  • keine Viren etc.
  • wartungsarm

Zutaten

Hardware

Damit wir das gesteckte Ziel von maximal 1500€ erreichen, müssen wir v.a. bei der Hardware „sparen“. Für die meisten Dinge, die Schüler heutzutage in einem Computerraum erledigen, brauchen sie i.d.R. nur einen Browser und evtl. ein Officepaket. Dafür braucht man keine aktuelle leistungsstarke Hardware. Ein Raspberry Pi oder gebrauchte Computer sind da völlig ausreichend.

Wir brauchen:

  • einen Server: das kann ein 3-7 Jahre alter Rechner sein mit einer größeren Platte (ca. 15-20GB pro Rechner) – z.B. von AfB, ca. 150€
  • Router (falls nicht schon vorhanden): ca. 20-50€
  • Switch gebraucht (Gigabit): ca. 50€
  • Raspberry Pi 3 (Starterkit): 50€
  • Bildschirm (meist schon vorhanden), sonst ca. 30-50€
  • Steckdosenleisten, Netzwerkkabel: ca. 100€
  • Tastatur+Maus: 15-20€

Wenn wir nicht mehr als 1500€ ausgeben wollen, reicht unser Budget für 12 Raspberry Pis. Falls z.B. Bildschirme schon vorhanden sind / gespendet werden, können wir natürlich entsprechend mehr Rechner kaufen.

Software

Gerade für den Raspberry Pi gibt es verschiedene Projekte, die uns die Verwaltung der Rechner sehr leicht machen und auch sehr wartungsarm sind. Schon seit einiger Zeit gibt es das PiNet Projekt, welches speziell für Schulen entwickelt wurde. Es bietet eine zentrale Benutzer- und Speicherverwaltung, d.h. die Kids können sich an jedem Rechner anmelden und können von dort auf ihre Daten zugreifen.

Letzte Woche hat die Raspberry Pi Foundation ein ganz ähnliches Projekt veröffentlicht: PiServer. Es hat ebenfalls den Fokus auf Schulen, aber nicht nur. Auch hier lassen sich Benutzer und Speicher zentral verwalten. Die Raspberry Pis starten hier auch über das Netzwerk und benötigen keine SD-Karte.

Alternativ kann man auch einen Raspberry Pi so einrichten, wie man es möchte und dieses Image dann auf die anderen Rechner verteilen. Ein zentraler Samba-Server dient zum Speichern der Arbeitsergebnisse. Marek hat so eine Lösung in seiner Schule umgesetzt (sogar für weniger als 1500€!).

Vor- und Nachteile

Wie bei jedem Projekt gibt es auch hier Vor- und Nachteile. Oben hatten wir unsere minimalen Voraussetzungen aufgeschrieben. Dazu kommen sicher noch weitere v.a. wenn es an die Auswahl der Software geht. Lernsoftware setzt meist Windows voraus. Vielleicht soll eine andere (rechenintensive) Software verwendet werden für die die Raspberry Pis zu leistungsschwach sind.

Vorteile sind auf jeden Fall:

  • sehr preisgünstig
  • stromsparend
  • platzsparend und leise
  • wartungsarm

Nachteile könnten sein:

  • Windows Lernsoftware läuft nicht (da PiNet und PiServer auf Linux setzen)
  • ungewohntes System für die meisten Kollegen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – was man nicht kennt, lehnen viele leider erstmal ab. Hier ist sicher Überzeugungsarbeit gefragt und es ist gut, wenn man z.B. eine Einführung oder Fortbildung in das neue System anbietet um Berührungsängste zu nehmen.
  • Raspberry Pi sind evtl. nicht leistungsstark genug für rechenintensive Anwendungen
  • Netzwerkschnittstelle des Rapsberry Pi ist nicht sehr schnell (das ändert sich hoffentlich in einer zukünftigen Version)

Fazit

Gerade für Grundschulen, Bibliotheken oder andere (kleine) Vereine, welche Computerarbeitsplätze anbieten wollen, könnte eine Lösung mit Raspberry Pis eine Lösung sein. Für verhältnismäßig wenig Geld kann man ein verlässliches und wartungsarmes System einrichten. Wenn mehr Geld zur Verfügung steht, kann man mit leistungsstärkeren (durchaus gebrauchten) Rechnern auf linuxmuster.net setzen. Mit dieser Lösung hat man noch mehr Möglichkeiten und kann viele Rechner (Ubuntu / Windows) mit relativ wenig Aufwand verwalten.

Setzt du einen Raspberry Pi in der Schule oder im Verein ein? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

(Beitragsbild CC BY-SA 4.0 by DGately)

13 Comments:

  1. sdfs

    Frü 50€ kann man auch einen gebrauchten PC kaufen und problemlos auf den Pi verzichten (aktuell zb HP Compaq 6000 Pro bei gebrauchtcomputer24.de) kann

  2. Der Server könnte natürlich auch ein Windows Terminal-Server sein… Dann wäre das Windows-Problem auch vom Tisch, wenn man bestimmte Software braucht…

    Nicht das ich das super fände, aber es wäre eine pragmatische Lösung.

  3. zefanja

    @Chris: Das stimmt. Habe persönlich keine Erfahrung mit Windows Terminal Server, aber dann wird es auch schnell mit dem Budget eng, denn dann brauche ich wieder Lizenzen bzw. auch leistungsstärkere Rechner, damit Windows 10 / 7 gut läuft.

  4. Michael

    Ich habe meine Physik Räume auch immer mit fünf bis zehn alten Computern auf den Ubuntu lief ausgestattet. Eine der größten Vorteile ist, dass ich das System so anpassen kann, dass die Schüler nichts verändern können. Einmal eingerichtet laufen und laufen und laufen und laufen die Dinger. Und ich habe vor allen Dingen keine Probleme mehr damit.

  5. Anonymous

    Naja, auf dem Raspberry gibts ja auch RDP-Clients 😉

  6. Michael Thomas

    Hallo,

    bei Windows Terminal Server würde ich sehr vorsichtig sein, da die Lizenzierung recht schwierig ist (Lizenz für Windows Server/Terminalserver, Lizenz für Clients, auch wenn sie unter Linux laufen etc.). Etwas anderes dürfte natürlich Windows 10S sein, wobei mir da doch Linux mit den weitaus größeren Möglichkeiten (Programmierung, kein Zwangszugriff auf den AppStore u.s.w.) lieber und sicherlich pädagogisch sinnvoller wäre.

  7. zefanja

    @Anonymous: Klar, aber wie verhält es sich dann mit den Lizenzen? Braucht man die auch für einen Linux-Client? Für mich ist diese Windows-Lizenzierung eine Black-Box. Ich habe einmal hier versucht ein Angebot für unsere Schule (im Ausland) zu bekommen. Bei drei Anbietern hatte ich drei verschiedene Aussagen, was ich brauche und was nicht 🙂

  8. zefanja

    @Michael Thomas: Da muss ich dir zustimmen. Allein vom Administrationsaufwand finde ich Linux sehr viel weniger aufwendig. Klar muss man sich einarbeiten, aber ich möchte die Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten nicht missen.

  9. 1.500,-€ haben wir nicht geschafft, aber mit 2.800,-€ haben wir 2017 einen Computerraum mit 16 identischen PC’s vom Gebrauchtwarenhändler ausgestattet.
    Mit Pentium G3320 CPU’s sind die allerdings etwas besser ausgestattet als der Raspi, so, dass im Unterricht auch Bild- und Videobearbeitung vorgenommen werden kann. Innerhalb der Investitionssumme waren noch die Monitore mit Pivotfunktion und der 24-Port-Switch.
    Als OS läuft ein angepasstes LinuxMint-Mate.
    Low-Budget im Bildungsbereich ist also tatsächlich sinnvoll und möglich.

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